PURPURFADEN
Mode in Biedermeier und Krinolinenzeit
Am Ende der napoleonischen Ära, um 1815, begann im deutschsprachigen Raum das Biedermeier (bis zur Deutschen Revolution 1848/49).
Die Damenmode dieser Epoche (ca. 1815–1848) spiegelte den gesellschaftlichen Rückzug ins Private wider. Während das Frühbiedermeier ab 1815 zwar schwerere, oft stark dekorierte Stoffe bevorzugte, aber noch an der hohen Taille des Empire-Stils festhielt, sank diese allmählich auf ihre natürliche Position zurück und die Röcke wurden voluminöser. Ihren dramatischen Höhepunkt erreichte die Silhouette in den 1830er-Jahren durch die riesigen Keulenärmel – oft mit Polstern gestützt –, die Schultern extrem verbreiterten und so die eingeschnürte Taille optisch betonten sowie die oft gemusterten Kleiderstoffe. Im ausgehenden Biedermeier ab etwa 1835/40 kehrte sich dieser Trend um: Die Kleider waren meist dunkel und unifarben, die Ärmel wurden merklich enger, und die Weite verlagerte sich zunehmend auf den Rock, was den Übergang zur nächsten Modeära - der Krinolinenzeit (auch 2. Rokoko genannt wegen der unter den Röcken getragenen, weiten Reifröcke) einleitete.
Die Mode der 1850er und 1860er Jahre sprengte alle Dimensionen durch die Erfindung der Käfig-Krinoline im Jahr 1856. Dieses wissenschaftlich-technische Meisterstück aus Stahlband ersetzte die unpraktische Masse vieler, übereinander getragener Unterröcke, wodurch sich die extrem weiten Röcke leichter trugen. Im starken Kontrast dazu standen die engen Oberteile, die die Taille betonten. Die Ärmel wurden erneut voluminös, besonders beliebt waren die weit ausgestellten Pagodenärmel, die häufig mit feinen Unterärmeln ergänzt wurden. Eine weitere Revolution war das Aufkommen synthetischer Farbstoffe, die nun leuchtende und knallige Farben wie Magenta und Anilin-Violett in die Garderobe der Damen brachten.
Einige Beispiele der Mode zwischen ca. 1815 und 1860 sind in der Bildergalerie unten zu sehen (für größere Ansicht und ausführlichen Bildtitel bitte die einzelnen Fotos anklicken).