PURPURFADEN
Mode im frühen 20. Jahrhundert
Anfang des 20. Jahrhunderts hatte sich das Leben der Europäer in schnellen Schritten verändert. Zahlreiche aufregende Erfindungen waren gemacht worden; zum Beispiel Automobile, Luftschiffe, Grammophone, Farbfotografien und Kinematographen. Viele Menschen lebten in großen Metropolen. In den großen Städten – insbesondere in Paris – entwickelten sich zu Beginn des Jahrhunderts eine avantgardistische Kunst- und Kulturszene, sowie ein aufregendes Nachtleben. Doch war Europa auch ein Pulverfass, in dem die großen Mächte in verschiedenen Bündnissen einander verpflichtet waren. Nach dem Attentat von Sarajewo am 28. Juli 1914 explodierte dieses Pulverfass und Europa stürzte in den verheerenden Ersten Weltkrieg.
Als typische Tageskleidung der Damen vor und im Ersten Weltkrieg kann das Kostüm betrachtet werden, bestehend aus Rock und Jacke mit Bluse. Die Damenmode seit dem späten 19. Jahrhundert wurde sehr stark von der Herrenmode beeinflusst. Als praktische Ausgeh-Kombination setzte sich das Kostüm zunehmend durch. Abendkleider aus der Zeit vor dem Krieg hatten oft eine recht hoch angesetzte Empire-Taille. Das Spiel mit verschiedenen Stofflagen und diversen Materialien - wie Satin, Spitze, Tüll, Chiffon und Seide - sowie aufwendigen Raffungen und Drapierungen galt als elegant.
Der Erste Weltkrieg (1914–1918) wirkte als Katalysator: Die Notwendigkeit der Frauen in der Arbeitswelt führte zur radikalen Durchsetzung von zweckmäßiger, schlichter Kleidung mit verkürzter Rocklänge.
In den "Goldenen Zwanziger Jahren" manifestierte sich die Befreiung in der Flapper-Mode mit ihrer revolutionär geradlinigen, androgynen Silhouette, die die natürliche Taille ignorierte und im Laufe des Jahrzehnts den Rock bis zum Knie hob. Künstlerinnen wie Sonia Delaunay entwarfen eigene Designs, die die Grenze zwischen Handwerk, bildender und darstellender Kunst durchbrachen.
Einige Beispiele der Mode zwischen 1900 und 1930 sind in der Bildergalerie unten zu sehen (für größere Ansicht und ausführlichen Bildtitel bitte die einzelnen Fotos anklicken).